News | Montag, 23. September 2024

Warum stehen die Windräder in der Eifel manchmal still?

Wenn die Mähdrescher auf den Feldern ihre Bahnen ziehen, stehen die Rotoren im Blankenheimer Eifel-Windpark Rohr-Reetz still. Denn mit der Ernte werden Kleintiere aktiv, die von Greifvögeln wie Bussarden und Rotmilanen gejagt werden. Das ist nur einer von neun guten Gründen, warum Windräder manchmal pausieren.

Endlich ist Spätsommer, endlich ist es trocken: Der Winterweizen im Eifel-Windpark Rohr-Reetz steht hoch und ist erntereif. Bevor Landwirt Theo Stoff und seine Kollegen nun Traktoren und Mähmaschinen in Bewegung setzen, greifen sie zum Telefon. Sie stimmen sich kurz ab und informieren die Betriebsführung des Windparks: Am Wochenende wird gemäht. Insgesamt vier Tage lang stehen dann die Rotoren still, während der Ernte selbst und drei Tage danach, um Raubvögel vor Kollisionen zu schützen. Denn beim Mähen kommt Leben ins Feld, viele Kleintiere werden aufgescheucht. Ein idealer Jagdmoment also für Greifvögel wie Bussarde und Rotmilane, um satte Beute zu machen.

Anruf genügt: Bevor Landwirt Theo Stoff und seine Kollegen mähen, informieren sie die Betriebsführung des Windparks.

Bis dahin jagen sie lieber auf mehreren Hektar Grünfläche fernab des Windparks. Denn diese speziell geschaffenen Ausgleichsflächen werden zwischen Mai und August wöchentlich gemäht, um den Vögeln den Zugriff auf kleine Beutetiere zu erleichtern. Zusätzlich machen die Landwirte das Feld rund um den Windpark als Jagdrevier uninteressant, indem sie Winterweizen oder -gerste anpflanzen. Kehren die Rotmilane im Frühjahr aus ihren Winterquartieren zurück in die Hügellandschaft der Eifel, steht das Wintergetreide bereits so hoch, dass die Beutetiere auf dem Feld längst Deckung finden. Damit bietet die Ausgleichs-Grünfläche das weitaus attraktivere Jagdrevier für die Vögel.

Doch nicht nur die Weizenernte lässt die Rotoren pausieren. Wenn die Menschen in der Region sich fragen, warum die Windräder manchmal stillstehen, gibt es dafür eine Reihe ganz verschiedener Gründe.

Wenn die Rotoren ruhen: Neun Gründe für den Stillstand von Windrädern

  1. Neben der Mahd bzw. Ernte wird auch bei der Einsaat auf den Wiesen und Feldern im direkten Umfeld der Windräder kein Strom produziert, um Greifvögel vor Kollisionen zu schützen.
     
  2. Routinemäßige Wartungsarbeiten: Jedes Jahr werden die Windkraftanlagen technisch überprüft und dafür kurze Zeit außer Betrieb genommen.
     
  3. Störung der Anlage: Erkennen die Techniker Verschleiß oder einen Defekt, werden die betreffenden Teile umgehend repariert oder ausgetauscht. Bis die Arbeiten abgeschlossen sind, steht die Anlage.
     
  4. Heftiger Wind: Bei Sturm mit hohen Windgeschwindigkeit von über 90 km/h werden die Windkraftanlagen abgeschaltet, um die Technik zu schützen. Dabei drehen sich die Rotorblätter so, dass sie dem Wind nur wenig Angriffsfläche bieten.
     
  5. Mangel an Wind: Ob in Schleiden, Ormont-Stadtkyll oder Blankenheim – manchmal herrscht auch in der Eifel einmal Flaute. Weht kein Wind, bewegt sich auch der Rotor nicht.
     
  6. Vereiste Rotorenblätter: Bei feuchter, kalter Luft vereisen Rotorblätter manchmal genauso wie Autoscheiben oder Bürgersteige. Wenn sie sich dann drehen, könnte das Eis abgeworfen werden. Deshalb registrieren Vibrationssensoren jede Vereisung sofort, die Anlage schaltet sich dann zur Sicherheit automatisch ab. Erst wenn die Sensoren wieder „eisfrei“ signalisieren und ein Techniker dies überprüft hat, werden die Rotoren wieder in Gang gesetzt. Heizbare Rotorblätter, wie sie etwa in nordischen Ländern verbaut werden, rechnen sich in unserer Region kaum.
     
  7. Überlastung des Stromnetzes: Theoretisch werden Windräder abgeschaltet, um das Netz zu stabilisieren, wenn entweder zuviel Strom eingespeist oder zu wenig verbraucht wird. Tatsächlich ist das in unseren Windparks in der Eifel noch nicht vorgekommen. Nimmt die dezentrale Erzeugung erneuerbarer Energie weiter zu, wäre dies in Zukunft aber denkbar. Etwa dann, wenn an einem verbrauchsarmen Sonntag der Wind kräftig weht und die Sonne scheint. Mit dem Aufbau von Speicherkapazität und dem Ausbau des Stromnetzes lässt sich Stillstand auch zukünftig vermeiden.
     
  8. Schattenwurf-Regelung: Wenn die Sonne so steht, dass drehende Rotorblätter Schatten auf Häuser werfen könnten, pausieren die Windräder ebenfalls. Jedenfalls dann, wenn dies mehr als 30 Minuten pro Tag oder mehr als 30 Stunden pro Jahr an einem Wohngebäude der Fall wäre.
     
  9. Schutz von Fledermäusen: Bei bestimmten Licht- und Wetterbedingungen, beispielsweise in lauen Sommernächten, sind Fledermäuse besonders aktiv. Um die Tiere zu schützen, stehen dann die Räder still. Zusätzlich erfassen wir mit speziellen Fledermausmikrofonen das tatsächliche Flugverhalten. Damit berechnen wir standortspezifisch die konkreten Abschaltzeiten, um die Fledermäuse noch besser zu schützen und die Windräder nur so kurz wie nötig stillstehen zu lassen.

Es gibt also ganz unterschiedliche Gründe, warum Windräder ab und an mal keinen Strom produzieren. Mit den Herausforderungen der Energiewende selbst hat dies, zumindest bei den Windparks von e-regio, am allerwenigsten zu tun. Ausschlaggebend ist hier vielmehr das Ziel, vor Ort grünen Strom im Einklang mit Mensch und Umwelt zu erzeugen und dafür zu sorgen, dass alle profitieren. 

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